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Auf den Spuren der Vorfahren

Schon seit längerer Zeit hatten mein Sohn Mark und ich vor, einmal die Heimat unserer Vorfahren, das Adlergebirge zu besuchen. Mit den Erzählungen der mittlerweile verstorbenen Großeltern und des Vaters im Gedächtnis und mit Informationen in Wort und Bild von Verwandten und ehemaligen Nachbarn starteten wir am 12. Juni 2005 in Richtung Tschechien. Um das Ganze nicht zu einfach zu machen, benutzte Mark ein betagtes Geländemotorrad, eine Yamaha XT 600 Bauj. 1987, während ich mit meinem kraftstrotzenden, 20PS starken Motorroller Yamaha YP250, Bauj.1997 auf die Reise ging. Wir hatten die Zweiräder ca. ein halbes Jahr vorher günstig gebraucht erworben. Mark hatte im Vorfeld kleine Probleme mit Ölverlust, was uns aber nicht abhalten konnte - wer nichts wagt, kann auch nichts gewinnen. Ein bisschen Abenteuer sollte es ja auch werden.

Zunächst machen wir uns Sonntags um 11 Uhr von Ingelheim aus auf die Autobahn Richtung Dresden, da wir dort einem Namensvetter guten Tag sagen wollen.

Das Wetter ist kühl und Regenwolken ziehen bedrohlich nahe um uns herum. Bis kurz vor Gera geht alles problemlos, dann leuchtet plötzlich bei mir! die Öl-Warnlampe auf und ich halte erschrocken auf dem Standstreifen an. Mark erklärt mir, das die Lampe nicht den Öldruck, sondern den Ölstand kontrolliert, also fülle ich aus Marks Ölkanister ein wenig nach, was ohne Trichter nur etwas schmuddelig zu erledigen ist.

Darauf ist alles wieder klar und weiter geht´s. Gegen 18.30 Uhr kommen wir in Bad Schandau (bei Dresden) an, leider ist mein Namens-Double aber nicht zu hause. Also suchen wir uns eine kleine Pension im Stadtteil Postelwitz. Es ist eines der romantischen Sieben-Brüder-Häuser direkt am Elbufer gelegen. Obwohl gerade Formel 1 im Fernseher läuft, schmeißen wir einen Lappen unter die XT und machen uns gleich zum nahe gelegenen Chinesen auf, um unseren Hunger mit Geflügel zu stillen.

Am nächsten Morgen dann ab zur ca. 5km entfernten Grenze. Zunächst tauschen wir nur 60 Euro in Kronen um. Kaum in Tschechien, schon die ersten Baustellen mit langweiligen Ampeln und natürlich alle paar Meter die bekannten Rotlicht Etablissments, die offenbar auch schon am Morgen ihre Kundschaft haben.

Trotzdem brauchen wir nicht lange bis zum Knotenpunkt Decin, wo ebenfalls Baustellen den Verkehr behindern und an einem Kreisverkehr gleich mehrere Ausfahrten mit Richtung Liberec beschildert sind. Nach einigem Hin- und Zurück finden wir dann die richtige Straße. Es ist die E442, die uns auf den Weg über Liberec, Turnov, Jicin, Horice bis nach Hradec-Kralove bringen soll. Unterwegs treffen wir zwei Motorradfahrer, die vor haben für 14 Tage Tschechien, Polen und die Ukraine zu erkunden. Kurz vor Hradec-Kralove beschließen wir eine Mittagspause einzulegen. In einem Motel speisen wir preiswert und gut. Eine Forelle mit Beilagen kostet 85 Kronen, was etwa 3 Euro entspricht. Zum Nachtisch werden wir von zwei Dingen überrascht. Zum Einen hatte die XT aufgehört Öl zu verlieren (nein nein der Ölstand war noch o.k.), zum Anderen gibt es ein deftigen Gewitter, welches sich aber dann aber Gott sei Dank schnell wieder verzieht. Nach Hradec-Kralove werden die Strassen schlechter, unverhofft tauchen Schlaglöcher auf und der Roller wird von heftigem Seitenwind gebeutelt.

Wir fahren auf der Staatsstrasse 11 weiter, bis kurz vor Kostelec, wo es bei Castolovice bergauf Richtung Solnice geht. Jetzt nähern wir uns dem Adlergebirge, der Heimat unserer Sudetendeutschen Vorfahren. Eine Landstraße führt nun über Skuhrov nach Destne, wo wir drei Tage wohnen wollen. Ungefähr 3km vor dem Ort biegt allerdings eine schmale Waldstraße rechts ab. Auf dem Schild steht Uhrinov. Wir beschließen, zunächst dorthin zu fahren, denn in Vel. Uhrinov (das frühere Groß- Auerschim) wohnt Martha Sabatova, die uns bei der Suche nach dem mittlerweile versunkenen Bukowie, dem Heimatort unserer Groß- und Urgroßeltern helfen will und uns schon erwartet.

Die Straße schlängelt sich einen bewaldeten Berg hinauf, weiter oben lichtet sich der Wald und man hat einen weiten Blick über duftige Wiesen und Hügel.

Es geht wieder etwas abwärts und der kleine, nur ca. 140 Einwohner zählende, Ort taucht auf. Das Haus Nummer 7 haben wir bald gefunden, Herr Sabatov mäht gerade das Gras vor dem Gemüsegarten und Martha begrüßt uns in deutscher Sprache. Sie ist gebürtige Deutsche, hat nach dem Krieg einen Tschechen aus Lukawitz geheiratet und wohnt schon immer hier. Wir richten Grüße von Bekannten aus und vereinbaren, uns am nächsten Vormittag erneut zu treffen. Unseren Vorschlag zunächst mal alleine nach Bukuwie zu suchen, lehnt Martha kategorisch ab. Statt dessen beschließt Sie, gemeinsam mit einer etwas älteren Nachbarin, die sich noch eher an die alten Zeiten erinnern kann, den Weg nach Bukowie zu suchen. Man muss sich mal vorstellen, dass nun schon seit fast 60 Jahren dort niemand mehr wohnt.

Danach fahren wir durch den Wald zurück zur Gabelung und biegen rechts ab, Richtung Destne. Nach wenigen Kilometern haben wir den Ort erreicht. Mit ca. 500 Einwohnern ist Destne (man spricht Deschnee) nicht gerade groß. Unsere Pension zu finden ist deshalb auch keine Hexerei. Wir werden von Frau Jana Mikesova begrüßt und finden für 16 Euro ÜF ein Zimmer im nagelneuen Nachbarhaus, sauber und besser als so manches in Deutschland. Den Blick auf eine idyllische Wiese mit leise plätscherndem Bach gibt`s gratis dazu.

Da es noch hell ist machen wir uns nach dem Ausräumen noch mal auf zur Erkundung, sehen dabei auch, dass es im Ort zwei Skilifte gibt und schließen den Abend mit einem Essen im Hotel Praha ab. Jetzt im Frühsommer sind außer ein paar Wanderern kaum Gäste da. Man sagt uns aber, dass im Winter viele zum Skifahren hierher kommen. Wer die schwarzen Pisten in den Alpen liebt, wird für die sanften Hügel nur ein mildes Lächeln übrig haben, doch für Anfänger und Fortgeschrittene, vor allem aber für preiswerten Familienurlaub reichen die Möglichkeiten vollkommen aus.

Gleich nach dem Frühstück machen wir uns am nächsten Morgen wieder auf den Weg nach Groß-Auerschim, auf tschechisch gesprochen Uhrschinov. Wir sind gespannt was wir heute alles sehen werden. Zunächst gehen wir mit Martha und Ihrem Mann zur phantastisch gut erhaltenen und neu renovierten Kirche, um dann einen Rundgang über den Friedhof zu machen und die vielen, teilweise noch recht gut erhaltenen Gräber und deren Inschriften zu studieren. Martha kümmert sich seit Jahren um einige der Gräber, da wo die Verwandten dies nicht können. Neben Namen wie Sagner, Welzel, Michel, Dostal oder Neugebauer gibt es einige Gräber von Zwehn-Familien. Auch die tschechische Variante Cvejn fehlt nicht. Gegenüber der Kirche steht das alte Schulhaus, in dem mein Vater und wohl auch der Großvater ihre ersten Lektionen erteilt bekamen. Leider ist das Haus äußerlich stark heruntergekommen, jedoch wurde gerade im Innern ein Museum eingerichtet, welches aber verschlossen ist.

Nachdem wir einige Bilder gemacht haben, gehen wir zurück durch das Dorf und holen Annla Mucha bei ihrem Haus ab. Dabei lernen wir auch ihren Mann Karl kennen, der für seine 93 Lenze noch ganz gelenkig und fit ist und uns sofort dermaßen ins Gespräch verwickelt, das wir uns regelrecht losreißen müssen. Ihm kommt die ehrenvolle Aufgabe zu, die auf dem Ofen köchelnden Kartoffeln (Ardäppel) zu bewachen, während Anna uns unbedingt begleiten will.

Herr Sabatov ist mittlerweile mit seinem betagten aber gut gepflegten Skoda 1200 herangefahren und wir steigen zu viert in das weiße Auto, Mark fährt auf dem Motorrad hinterher. Wir verlassen Groß-Auerschim in entgegengesetzter Richtung wie der Weg früher über Klein-Auerschim nach Bukowie führte, um über einen holperigen Feldweg, an der Kolchose vorbei, mit dem Auto möglichst nahe an die Ruinen der Häuser heranzukommen. Aber auch Herr Sabatov ist sich seiner Sache keineswegs hundertprozentig sicher. Im Auto wird lebhaft teils auf tschechisch, teils auf deutsch diskutiert.

Irgendwann halten wir in der Nähe eines bewaldeten Hügels und springen heraus. Mark ist auch sofort zur Stelle und wir beginnen die Suche. Zunächst finden wir auch eine alte Scheune, die offenbar hin und wieder noch als Viehstall oder Vorratskammer genutzt wird. Doch dann beginnt ein lichter Wald und wir stehen in hüfthohen Brennnesseln. Mühsam kämpfen wir uns durchs Unterholz. Anna Mucha meint, der ehemalige Löschteich müsste hier irgendwo zu finden sein. Auch Herr Sabatov, vor kurzem erst an der Hüfte operiert, verlässt das Auto und begibt sich auf Krücken ins Dickicht. Tausende von Mücken sind hinter uns her und die Mittags-Sonne heizt gewaltig. Gut, dass ich Mücken-Spray eingepackt habe. Doch leider kommen wir kaum vorwärts, gewinnen keinen Überblick, da das Gelände uneben ist. Es ist einfach zu gefährlich hier weiter zu suchen. Kaum auszudenken, wenn sich hier einer unserer lieben Helfer ein Bein brechen würde.

So gegen 12.30 Uhr beschließen wir, dass Anna und Martha mit ihrem Mann im Auto zurückfahren. Mark und ich wollen mit dem Motorrad noch ein wenig weiter suchen um eventuell am Nachmittag von der anderen Seite, also von dem ehemaligen Klein-Auerschim aus, den Weg zum Hof der Eltern zu finden. Nachdem wir alleine sind, gehen wir in nordwestliche Richtung bis wir an einer Baumreihe angelangt sind, wo wir beschließen die XT an einer markanten Stelle abzustellen. Es wäre blöd, wenn wir unseren geländegängigen Esel nicht mehr wiederfinden würden. Wir folgen nun der Baumreihe, die vermutlich früher einmal einen Weg gesäumt hat. Nach ein paar hundert Metern sehen wir eine Koppe mit einem Steinhaufen. Instinktiv spüre ich, dass wir unserem Ziel nah sind! Vom Hügel aus blicken wir hinab in eine Lichtung am Waldrand. Und tatsächlich ähnelt die Anordnung der Bäume stark der auf den im Frühjahr gemachten Bildern, die wir uns vorher eingeprägt haben.



Wir laufen den Hang hinunter und sind uns sicher: Hier stand der Hof unserer Vorfahren! Zwischen umgestürzten Bäumen tauchen Mauergrundrissse aus Steinen im Gras auf. Überall die kläglichen Reste des Bauernhauses, welches mein Großvater 1919 von seiner Mutter übernommen hatte. Der Brunnen, als einziges noch gut erhalten, offen und vielleicht vier Meter tief, eine Gefahr für Mensch und Tier. Direkt neben einem dicken Lindenbaum hat er den Jahrzehnten getrotzt. Wir sind beeindruckt, sehen die Stelle, wo die alten Bilder entstanden und hören im Geist die Stimme von Vater, seinen Geschwistern und den Großeltern. Sicherheitshalber schalte ich mein GPS-Gerät ein und notiere die Koordinaten.

   

Bild links: Der Brunnen ist noch da. Mitte: So hat das Haus der Großeltern um 1930 einmal ausgesehen. Rechts: Nur noch ein paar Steine sind heute noch übrig

Wir versuchen die Umgebung zu erforschen, den Weg zum Dorfplatz zu finden. Doch in südlicher Richtung geht es in einen steil abfallenden Wald. Zu gefährlich! Weiter östlich gelangen wir an einen Bach, der in einem Bogen um den Berg herum ins Tal führt. Eine Weile folgen wir einer Fährte, wobei wir nicht wissen, ob es ein Weg oder nur eine Treckerspur ist, jedoch ohne weitere Zeugnisse einer früheren Bebauung zu sehen. Dummerweise haben wir weder etwas zu essen noch zu trinken dabei, wissen nicht ob das Wetter hält und dürfen auch die Orientierung nicht verlieren. Es ist schon fast 15 Uhr und wir müssen erkennen, dass es besser ist, den geregelten Rückzug anzutreten. Also machen wir uns auf in Richtung Yamaha XT. Dabei entdecken wir durch Zufall noch zwei weitere Ruinen im Wald, ehemalige Häuser von Bukowie.

Kurz vor 16 Uhr treffen wir wieder in Groß-Auerschim 7 ein, wo uns Martha mit Limo, Broten, Kaffee und Kuchen bewirtet. Herr Sabatov erzählt uns, dass auch er einen Vorfahren hat, der Cvejn hieß. Da er sehr dunkelhäutig war und ein weißes Pferd hatte nannte man ihn den „schwarzen Cvejn auf dem Schimmel“. Sein Grab sei auf dem Friedhof in Lukavice. Wir beschließen, am nächsten Vormittag eine kleine Tour durch das Adlergebirge zu machen und am Nachmittag von Rychnov (Reichenau) kommend dem Weg weiter über Lukavice nach Auerschim zu folgen um von da aus noch einmal nach Bukowie zu suchen. Vorher natürlich noch dem besagten Friedhof einen Besuch abstatten. Dann verabschieden wir uns mit herzlichem Dank für alles.

Nachdem wir unsere verschwitzten Sachen gewechselt haben, beschließen wir, noch ein paar Kilometer zum nächst größeren Ort zu düsen. Ziemlich genau gegen 17Uhr kommen wir in Dobruska an und stellen fest, dass der Markt gerade „verlaufen“ ist und die Geschäfte fast alle um 17Uhr schließen. So kaufen wir schnell noch ein Wörterbuch und schlecken dann gemütlich Eis in einer Diele am Marktplatz, wo sich die tschechische Jugend zum Flirt trifft. Ein bisschen südländisches Flair hat fast jedes kleine Nest hier. Die tschechischen Frauen haben ein Gespür für modischen Schick, ähnlich den Italienerinnen.

Viel Zeit bleibt uns nicht, um 19Uhr hat Jana Mikesova eine herzhafte Broccolisuppe und Spagetti für uns parat. Genau richtig nach einem anstrengenden Tag in freier Natur. Danach machen wir noch einen Spaziergang in den Ort und trinken als Absacker ein Budweiser in der Kneipe an der Hauptstrasse. Bei dem warmen Wetter sitzt man natürlich draußen. Hinterher fallen wir zwar müde ins Bett, aber so fest schlafen wir beide nicht, zu viele Gedanken und Eindrücke schwirren in unseren Köpfen herum.

Etwas geruhsamer, erholsamer wollen wir den nächsten Tag beginnen. Gemächlich besteigen wir nach dem üppigen Frühstück unsere Zweiräder um uns zunächst zur über 1000m hoch gelegenen Serlich-Mühle und der monumentalen Masaryk-Baude zu schwingen. Fast alleine sind wir auf den Strassen und auch am beeindruckenden höchsten Punkt der Gegend ist außer zwei polnischen Grenzbeamten in ihren Holzhäuschen keine Menschenseele zu sehen.

So machen wir uns, nach einem ausgiebigen Panorama-Umblick, auf den Weg hinab Richtung Bedrichovka (Friedrichswald). Eine verträumte Strasse mit bestem Belag führt uns durch ein malerische Tal, vorbei an der Schönheit einer faszinierenden Landschaft in der der Mensch im Einklang mit den Gesetzen der Natur lebt, ein Teil davon ist. Kein Abfall, kein Plastikbecher verschandelt die Gegend, offenbar verirrt sich hierher kaum mal ein Tourist. Ein Geheimtipp für Individualisten und Ruhe Suchende, den man am liebsten für sich behalten möchte, um die stille Harmonie nicht zu gefährden.

Über Neratov (Bärnwald) geht es auf der 311 weiter bis Bartosovice (Batzdorf), wo wir rechts auf die 319 über Rockytnice nach Rychnov (Reichenau) fahren. Dort stellen wir unsere „Moppeds“ am Marktplatz ab. Um uns bei den Leuten aus Groß-Auerschim für ihre Hilfe bei der Suche zu bedanken, kaufen wir etwas Obst und zwei kleine Flaschen Sekt. Einen Metzger suchen wir vergeblich auf dem großen Platz. Auch eine gemütliche Schenke zum draußen sitzen finden wir erst nach intensiver Suche und zwar den Biergarten des Hotels Havel. Dort essen wir auch etwas, denn es ist bereits ca.13Uhr. Kaum haben wir bezahlt ziehen Gewitterwolken auf und der Himmel öffnet seine Schleusen. Zunächst stellen wir uns mal ins Trockene und warten ab. Aber bald merken wir - es wird länger dauern. Also Regenkombi an und weiter. Leider haben mit mit so was nicht gerechnet und nur Sportschuhe an.

Bei strömendem Regen erreichen wir Lukavice, wo 1945 meine Tante Burgl bei einem Bauern Zwangsarbeit leisten musste. Wir durchkämmen den Friedhof nach Cvejn - Grabsteinen. Es gibt einige davon, meist jüngeren Datums, den alten des Vaclav Cvejn 1841-1902 von dem uns Herr Sabatov erzählt hat finden wir auch.

Bezüglich der Herkunft meiner Vorfahren mit dem Namen Zwehn / Cvejn scheint es zwei Möglichkeiten zu geben:

 

  1. Es haben Bauernsöhne einer Sudetendeutschen Familie Zwehn in tschechische Orte z.B. nach Lukavice eingeheiratet und danach ist ihr Name anders geschrieben bzw. eingetragen worden.
  2. Es war umgekehrt. Tschechische Männer mit Namen Cvejn heirateten Töchter von deutschen Familien und wurden eingedeutscht.

 

Auf die zweite Variante deutet auch ein Bericht von Ida Weiß, geb. Zwehn hin, mit dem Titel „ Mein Elternhaus in Klein Auerschim Nr.1“ aus dem Jahr 1988 hin, wo sie von einem am 16.1.1847 geborenen Tschechen, dem Anton Cvejn aus Lukawitz berichtet, der am 18.2.1873 in Groß Auerschim die Witwe Eleonore Hoffmann heiratete.

Vielleicht ist Vaclav dessen Bruder oder Cousin gewesen.

 

Wie dem auch sei, wir haben bei dem Wetter keine Lust mehr auf Exkursionen und beeilen uns über normale Strassen nach Gr.Auerschim zu kommen um uns von Fam. Sabatova zu verabschieden. Am nächsten Morgen müssen wir nämlich zu unserem Bedauern schon den Heimweg antreten.

In Destne zurück haben wir dann noch das Glück, an einer Führung durch das örtliche Museum teilnehmen zu können. Wir werden von einer engagierten Frau (leider weis ich nur noch deren Mädchennamen, Liebich) über die Vergangenheit von Destne und deren zugehörigen Gemeinden informiert. Dabei kommt auch der Mord an 21 Bürgern im Jahr 1945, sowie die Vertreibung zur Sprache.

Abends unterhalten wir uns noch eine Weile mit einer Reisegruppe, bestehend aus vier Geschwistern mit Familien, die alle noch in Destne geboren wurden. Ihr Name ist Tilgner. Sie kommen immer wieder in ihre alte Heimat. Wie wenig sie allerdings trotzdem von der tschechischen Sprache beherrschen stellt sich heraus, als einer von ihnen feststellt, dass der häufigste tschechische Vorname wohl Rodina sei. Der würde auf sehr vielen Grabsteinen stehen. Unsere Gastgeberin erklärt ihnen, dass dies das Wort für Familie steht.

Am nächsten Morgen, den 16. Juni, machen wir uns auf die Heimreise. Diesmal wollen wir zunächst nach Nove Mesto, dann einen Stausee bei Sceska Skalice umrunden und in Nachod links auf die 14 Richtung Trutnov abbiegen, durch die Ausläufer des Riesengebirges und Isergebirges über Jablonec (Gablonz), wo mein Vater in die Lehre ging, nach Liberec fahren. Von dort wieder auf die bekannte E442 nach Decin (Tetschen).

Jedoch möchten wir von dort nicht an der Labe (Elbe) entlang zurück nach Deutschland, sondern wir fahren auf der 13 noch ein Stück weiter um die Tschechei dann bei Petrovice in Richtung Hellendorf / Bad Gottleuba nach Deutschland zu verlassen. Die Kurverei auf den kleinen Straßen kostet natürlich viel Zeit. Eine Ortsdurchfahrt folgt der anderen und drückt auf die Durchschnittsgeschwindigkeit. Die Straße sollte man nie aus den Augen lassen. Mal tauchen unverhofft kratertiefe Löcher auf, mal liegt eine komplette Holzpalette mitten auf der Fahrbahn. Für einen Roller höchst bedrohlich.

Es ist schon 18Uhr als wir erschöpft und hungrig in Reichstädt bei Dippoldiswalde in einem Dorfgasthof Quartier beziehen und was ordentliches essen. Trotz 7 Stunden Fahrt haben wir nur ca. 340km geschafft.

Am nächsten Tag freuen wir uns regelrecht auf die Autobahn, denn bei unserer Abfahrt ist die B170 Richtung Dresden / Chemnitz voll mit LKW und total verstopft. Als wir auf der A5 sind tanken wir voll und düsen ab Richtung Frankfurt. Zunächst läuft alles wie am Schnürchen, bis uns kurz hinter Gera dann doch noch das Schicksal ereilt. Plötzlich ist Mark nicht mehr da! Über 1500km war er mir immer treu auf den Fersen, hielt mir quasi den Rücken frei. Ich fahre rechts ran und ahne das Malheur. Kurz darauf kommt die Bestätigung per Handy. Motorschaden. Ich drehe „eine Schleife“ und sehe ihn auf dem Seitenstreifen stehen. Er hat schon den ADAC angerufen und siehe da, die „Gelben Engel“ kommen und sorgen im Anschluss für einen Leihwagen und den Heimtransport des Motorrades (innerhalb einer Woche).

So machen sich Mark im Leihwagen und ich mit dem Roller auf die restlichen 350 Kilometer Strecke, wo wir zwar mit gut zwei Stunden Verspätung aber immerhin glücklich und unversehrt zu Hause ankommen.

Manfred und Mark Zwehn 
Ingelheim im Juni 2005

Anmerkung: Dass wir unser Ziel überhaupt fanden, verdanken wir u. a. den wertvollen Informationen, Schilderungen, Bildern usw. von Burgl und Seppl Habel (Tante und Onkel) sowie Else und Alfred Schneider. Else hat uns auch den Kontakt zu Martha Sabatova vermittelt.

Nachtrag vom 31.10.2005:
Mit großer Betroffenheit mussten wir heute erfahren, dass Frau Martha Sabatova aus Groß-Auerschim (
Uhrschinov) plötzlich verstorben ist. Diese Nachricht hat uns sehr ergriffen, da Martha und ihr Mann uns überaus gastfreundlich empfangen hatten und uns eine große Hilfe bei der Orientierung und der Suche nach dem versunkenen Bukowie waren. Unser Mitgefühl gilt ihren Kindern und Enkeln und vor allem ihrem Mann Herrn Sabatov, der nun bestimmt sehr traurig ist.
Gerne hätten wir die beiden noch einmal besucht.